Hinweis: Alle Koordinaten fürs Navi sind „dezimale Werte“
in der Reihenfolge von N-Breitengrad und E-Längengrad wie sie von z.B.
Google Earth ausgegeben werden können und wie sie z.B. bei Garmin eingegeben werden
können.
Wir haben die Alpen schon sehr oft durchquert, von Norden nach Süden und wieder zurück. Als begeisterter Kletterer, Touren- und
Alpinskifahrer war ich seit 1978 fast jeden Winter in den fränzösich/schweizer/italienischen Alpen, auch auf
Ski-Safaries. Aber es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob man mit einem Lift hoch fährt und dann auf der anderen Bergseite nach einer Stunde Skifahren
in einem Ort ankommt, denn man mit dem Auto erst nach 100km Fahrt und 3h Fahrtzeit erreicht.
Deshalb wollten wir die Alpen auch mal ohne Schnee kennenlernen und auch mal
von Ost nach West durchqueren. Diese Tour haben wir im Juni 2012 in Angriff genommen.
Und zwar in einem Cabrio, offen und mit 180 PS unter der Haube. So eine Tour ist im Juni mit Cabrio oder Motorrad ein absoluter Hochgenuss. Die Natur blüht,
die Strassen und Pässe sind schneefrei, der hochsommerliche Reiseverkehr hat noch nicht eingesetzt und man kann mit einem kleineren Auto hervorragend Plätze für
das große Wohnmobil erkunden.
Ein Nachteil gibt es in dieser Zeit aber leider auch, die Infrastruktur (Hotel, Restaurant, Schwimmbäder etc. erholen sich von der Wintersaison
und fangen erst Anfang Juli wieder richtig an.
Gestartet sind wir entlang des Bodensees nach
Chur, dann über das Vorderrheintal hoch bis Disentis und von dort aus über den
Lukmanier-Pass (1972m) in das Tal des Ticino.
Die Aufstiegsseite ist relativ flach und besteht hauptsächlich aus Almwiesen. Die Abfahrt führt über Almwiesen, Bergwald und später Mischwald,
alles von Bergbächen durchzogen.
Die Südwestseite ist ein absolutes Revier für Mountainbiker, alles tip-top ausgeschildert, alles auf kleinen, sauberen Wegen.
Im Ticino-Tal sind wir dann wieder einkurzes Stück nordwärts gefahren, nach
Locarno.
Von dort aus haben wir den dort liegenden Bergrücken von Ost nach West durch die
"Melezza-Schlucht" durchquert. Die schmale Bergstraße
windet sich hier auf Pfeilern durch die Schlucht und gewährt einem oft tollen Ausblicke auf den Fluss und einen Stausee. Die größte Steigung beträgt
allerdings 17%, die Straße ist teilweise nur 2,60m breit. Man sieht hier pittoreske Bergdörfer in den Schluchten kleben und mitten in der Wildnis ist die
Zollstation nach Italien.
In St. Maria Maggiore gibt es einen tollen Stellplatz in den Lärchenwäldern, weit weg von der Straße. Seine Koordinaten sind
N 46.13139°, E 8.45578°, Höhe 816m.
Weiter geht es auf der SS 337 nach Domodossola und von dort Richtung
Omegna. Wenn man (von Nord nach Süd gesehen) auf der linken Seite des
„Lago da Orta“ fährt kommt man am unteren Ende des Sees an einen echten Lido, mit Sandstrand, Sonnenschirmen, Liegestühlen,
Dusche und einem kleinen guten
Restaurant.
Über Borgomanero, Biella, Chatilon und Aosta sind wir dann in das Bergstädtchen
Courmayeur gefahren. Das Aosta-Tal ist ein sehr schönes, weites Tal, die SS26
für Motorrad und Cabrio und mit ausgeschilderten Radwege für Fahrradfahrer.
Das rechte Bild zeigt den Monte Bianco von der italienischen Seite.
Durch den Mont Blanc Tunnel (einfach 49€) sind wir dann nach Chamonix / Frankreich gefahren.
Chamonix ist eine alte Bergsteiger-Stadt mit „Bergdorf-Charakter“ und immer einen Tagesaufenthalt wert. Von hier aus kann man auch mit der Bergbahn auf die
„Aiguille du Midi, einer der Ausgangspunkte für eine Besteigung des Mont Blanc oder einer 20km langen Ski-Gletschertour über das
"Vallee Blanche" zurück nach
Chamonix.
Über Les Huches und St. Gervais führte unsere Route auf der N212 nach
Megeve, ein gewachsenes Dorf in einer wunderschönen Landschaft und im Winter
Ausgangspunkt für Alpinski und Langlauf.
Über Ugine fuhren wir bis zum Orteingang von Albertville um dann auf
eine der tollsten Bergstrecken für Oldtimer, Cabrios, Motorrad- und
Rennradfahrer abzubiegen. Die Abzweigung auf die D67D925/D902 nach Villard sur Doron und
Beaufort haben wir aber nur mit Hilfe des Navis gefunden.
Das Tal der Doron ist eine gute Gegend zum Wandern und endet am
"Col de Meraillet" (1611m). Von dort geht es dann, vorbei am Lac de Roselend runter nach
Bourg St. Maurice.
Bevor man aber dort hinkommt
kann man links in das Gletschertal der les Grand des Aiguilles mit einem wunderschönen Standplatz auf ca. 1564m hinein fahren. Der
Standplatz ( N45.6965° / E6.7339°) hat aber weder Wasser noch Strom,
aber einen schönen Bergbach. Gleich daneben ist die „Auberge de la Nova“ in
der man rustikal essen kann und eine Käserei in der es Schafskäse, Brot und Marmelade gibt. Die Auberge ist auch die Übernachtungsstation
für eine Rundwanderung um den Mont Blanc.
Dann geht es weiter nach Bourg St. Maurice. Das st eine nette kleine Bergstadt,
Ausgangsort zu zwei Skistationen: Les Arcs und La Plangne und auch oft schon Durchgangsstation für die Tour de France.
Hier wurde auch ein James-Bond Film und der Skifilm „
Apocalypse Snow – La Retour“ gedreht. Zusammengefasst: Ein toller Ausgangsort für viele Sportarten zu Wasser, zu Luft und zu Berge!
Wir sind dann weiter auf der „Route des Grandes Alpes“, auf der D902 in das Tal der Isere. Der Skiort
Val d` Isere ist nicht besonders ansprechend, eine lange Straße, viele Hotelburgen und im Sommer tote Hose. Auch den Skiort
Tigne erreicht man über dieses Tal.
Aber die Route über den "Col d`lÌseran" (2770m) ist ein Highlight. In manchen Kurven muss man allerdings gut aufpassen, Motorradfahrer, die einen
Rennradfahrer überholen und von hinten röhrt ein Porsche, der meint er wäre in Le Mans.
Die Abfahrt bis Lanslebourg ist landschaftlich sehr schön, zum wandern und moutainbiken echt zu empfehlen.
Ab Lanslebourg über Modane nach St. Michel auf der N6 ist nicht so spektakulär, aber man muss sie fahren wenn man
weiter zum berühmten "Col du Galibier" will.
In St. Michel biegt man wieder auf die D902 und folgt der Beschilderung auf den
"Col du Telegraph" (1570m) und fährt dann hinunter ins Tal der Arc.
Über den bezaubernden Ort Valloire, mit dem Charme eines typisch savoyardischen Bergdorfs und alten, traditionellen Steinhäusern,
fährt man dann durch ein weites Tal immer höher zum
"Col du Galibier" (2645m) und dem "Col du Lautaret" (2058m). Wir sind immer noch auf der Route des Grandes Alpes und auf der Spur der Tour de France.
Die drei Pässe sind für Radfahrer ein Kriterium der Leistungsbereitschaft. Im Cabrio sitzend weiß man nicht so recht
ob man diese Radfahrer/Radfahrerinnen bewundern oder bedauern soll.
Wir biegen ab auf die N91 Richtung Briancon. Die Kleinstadt Briancon, mit seinem Skigebiet Serre-Chevalier ist die
zweithöchst gelegene Stadt (1326m) in Europa und liegt nordöstlich des großen Nationalparks Ecrin, dicht an der Grenze zu Italien. Wir folgen der N94 ins Tal
der Durance. Dieses weite Tal lädt geradezu ein, am Ufer der wilden Durance zu wandern oder mit dem Mountainbike zu fahren. Die mutigeren gehen mit dem Kajak
aufs Wasser. Alle Einstieg/Ausstiegsstellen sind von der Straße her beschildert, es ist allerdings nicht nötig, denn man sieht die PKWs, Kajaks und
Ausrüstungsgegenstände auch so. Manche Campingplätze sind fast nur mit Kajakfahrern belegt.
Die Durance fließt bei Embrun in den
Lac de Serre Poncon, einen Stausee mit erfrischendem und klaren Wasser auf dem alle (ruhigen) Wassersportarten wie
Segeln, Kitesurfen Rudern, Tretbootfahren und Wakeboarden möglich sind.
Embrun ist eine alte, kleine Stadt, malerisch auf einer Felskante gelegen mit vielen Kunstgewerbeläden.
Als Campingplatz empfiehlt sich der Camping Municipale „La Garenne“ ( N44.5396°, E6.4556°)
mit angrenzender öffentlicher Liegewiese direkt am See.
Ein kurzes Stück am See entlang kommt man nach Savines le Lac mit einem Stellplatz (7€, Wasser, Abwasser/Strom,
N44.5250°, E6.4008° )
Leider muss man bei aller landschaftlicher Schönheit, dem tollen Wetter und dem berauschenden Fahrgefühl auch mal an den Rückweg denken. Wir sind also die N94 wieder
zurück bis Briancon und sind dann über den
"Col de Montgenèvre"
(1850m) ins italienische Susa gefahren.
Von Susa sind wir bis Borgamanero auf die Autobahn gegangen. Bei Gozzano sind wir wieder am Lago Orta entlang gefahren bis
Verbana und haben dann am Lago
Maggiore übernachtet.
Die restliche Rückfahrt erfolgte dann über Locarno, entlang dem Ticino und über den
San Bernadino Pass. Ab hier war es dann vorbei mit dem
schönen Wetter und das Cabriodach musste geschlossen werden.
Durch das Hinterrheintal, Thussis und den Bodensee fuhren wir dann wieder in heimische Gefilde.
Tja, das war eine kleine Beschreibung über eine 9-tägige Rundfahrt durch die schweizerisch-italienischen und
französischen Alpen mit einer Strecke von knapp über 2000 km.
Mit dem Wohnmobil muss man das nicht alles fahren, aber warum nicht mal einen Wander- oder Fahrradurlaub in dieser wunderschönen Gegend machen? Kroatien ist
weiter weg! Manche der beschriebenen Strecken sind wir schon früher mit dem Wohnmobil gefahren und wir haben genügend Womos auf dem Iseran und Galibier
gesehen um zu wissen, dass es gut zu fahren ist.
Stand 8.6.2022
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