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Einführung zur Vorsorge und zur Messung eines Wasserschadens am Wohnmobil.


Ein Wasserschaden ist für jedes Wohnmobil ein Problem. Egal ob der Aufbau als Holzskelett mit Styropur und Aluaussenblech oder "holzfrei" mit PU-Schaum und Gfk Aussenhaut aufgebaut ist, zwischen den Wänden hat Wasser nichts zu suchen. Beim Skelettaufbau fault mit der Zeit das Holz und zwischen Holzklammern und Aluhaut gibt es zusammen mit dem Wasser eine Korrosion (Alufraß), bei der die Aluhaut kleine Löcher bekommt und damit der Wassereinbruch verstärkt wird.
Bei holzfreien PU Compoundwänden löst sich der Compoundschaum von der GfK Außenhaut und es gibt bei Sonnenerwärmung Beulen. Alles Dinge, die man eigentlich nicht möchte. Deshalb ist Kontrolle und Vorsorge für ein langes Aufbauleben notwendig.
Übrigens: Eine Dichtigkeitsmessung durch den Fachhändler im Rahmen einer Dichtigkeitsgarantie ist in den meisten Fällen eine Glaubensfrage. Denn bei 5-10 Minuten mit dem Wasserschlauch spritzen dringt das Wasser nur durch große Löcher ein und eine Feuchtemessung nach dieser Wasserdusche zeigt kein noch feuchtes Holz. Dazu war einfach die Einwirkzeit zu kurz.

Teil 1 (aktuelle Seite)

Teil 2


Bevor wir zum Thema Feuchtemessung kommen, möchte ich hier als Beispiel die Ursachen, die Erkennung und die Vorsorge vor Wasserschäden beschreiben. Dadurch wird es vielleicht einfacher, auf kleine, sichtbare Veränderungen im Aufbau zu reagieren.
Im zweiten Teil möchte ich Ihnen dann eine kleine Hilfestellung zu dem Thema Behebung von Wasserschäden geben. Mehr zu diesem Thema finden Sie in meinem Buch
"
Do it yourself rund ums Wohnmobil".

Vorsorge vor Wasserschäden

Am Anfang seines Daseins ist eigentlich jedes Wohnmobil dicht. Die Probleme beginnen meist erst nach einer gewissen Laufzeit des Fahrzeugs. Durch Vibrationen lockern sich Schrauben an Dachhaubenrahmen und Tür- Fenster- und Stauraumrahmen. Die Schrauben werden bei den Dachkanten- und Stauraumrahmen durch ein Abdeck- bzw. Füllerband abgedeckt, wie es darunter aussieht erkennt man erst wenn dieses Band entfernt wird. Das Füllerband selbst wird mit zunehmendem Alter leicht spröde, zieht sich an den Enden leicht zurück und Wasser kann zwischen Fillerband und Rahmen an den Schraubenköpfen nagen bzw. von dort in die Wand eindringen.
Hier hilft als Vorsorge nur eines: Alle Füllerbänder entfernen, die Schrauben ca. 1 cm herausdrehen und am Gewindeansatz nach Rost schauen. Ist die Schraube sauber wird der Schraubensitz mit Dekaseal versehen und wieder fest eingedreht. Ist sie angerostet wird sie entfernt. Dann führt man mit einem Stäbchen Dekaseal in das Schraubenloch ein, versieht den Schraubensitz mit Dekaseal und dreht eine neue, geringfügig längere, Schraube ein. Damit dich das Dekaseal nicht um die Schrauben wickelt werden diese mit spülmittelversetztem Wasser benetzt. Da nach werden alle Schraubenköpfe mit Dichtmittel abgedeckt und ein neues Füllerband eingelegt.
Aber auch wenn die Schraubenköpfe alle noch sauber aussehen, sie haben sich gelockert. Das Holz bzw. die Wand arbeitet, Temperaturausdehnungen und Fahrtvibrationen tun ihr übriges, die Schrauben lockern sich. Ich habe mal alle Schrauben nachgezogen, ich habe jede Schraube noch eine Umdrehung weiter eindrehen können.

Spätestens nach 5-8 Jahren sollte man deshalb alle Fillerbänder abnehmen, alle Schrauben kontrollieren und weiter festdrehen und neues Fillerband einlegen. Das "Schraubenfestdrehen" gilt auch für Heckleitern, Dachhauben, Entlüftungshutzen, Wassereinfüllstutzen, CEE Eingangsdose, Toilettenschachttür und für Fensterrahmen. Gut ist es wenn danach ein wenig  Dekasil an den Rändern hervor quilt, denn das zeigt dass der Anpressdruck wieder größer geworden ist.
Als ich nach ca. 10 Hahren all diese Schrauben kontrolliert habe, konnte ich alle Schrauben um eine Schraubendreher Umdrehung weiter eindrehen!! Aber bitte nicht mit dem Akkuschrauber sondern selbst nachziehen, handfest und mit Gefühl.

Hier einmal ein paar grundsätzliche Informationen zu Schrauben an Wohnmobilen:

Schrauben in Alu-Eckprofile, Abdeckleisten, Stauklappenrahmen
Über die Verwendung von normalen, verzinkten Eisenschrauben oder den teureren Nirosta/Edelstahlschrauben im Außenbereich von Wohnmobilen wird oft heiß diskutiert. Viele Diskussionen beruhen auf dem Vergleich Wohnmobil - Bootsbau, was auf der Grundlage "wasserdicht" ja nicht weit hergeholt ist. Ein grundlegender Unterschied bestehr aber trotzdem: Ein Boot ist permanent salzigem Schwallwasser ausgesetzt, bei einem Wohnmobil ist es hauptsächlich Regenwasser. Dieses ist zwar auch leicht sauer (Schwefeldioxyd in der Luft), aber halt weit weniger als Meereswasser.

Wodurch entsteht  dieses "Alu- Zinkschrauben Problem" überhaupt?
Da müssen wir uns mit einer vereinfacht dargestellten Chemie und Galvanik befassen!.
Das Problem liegt in der Wertigkeit (Oxidationszahl) der Metalle. Es gibt höherwertige Metalle, z.B. nichtrostender Stahl/Vanadium =0, mittelwertige, z.B. Zink = II oder Aluminium, = III. Treffen diese Metalle in Verbindung mit einer leitfähigen Schrauben verrostet Flüssigkeit (Salzwasser) aufeinander wandern Metallionen vom höherwertigen Metall (Zink/Eisen) zum niedrigwertigerem Metall (Aluminium). Man spricht hier von einer Kontaktkorrosion.
Diese Kontaktkorrosion ist grundsätzlich zwischen allen unterschiedlichen Metallen möglich. Allerdings bilden fast alle Metalle eine sehr dünne Oxidationschicht, die meist eine Isolierung darstellt. Durch Eindrehen, Bewegung etc. kann die dünne Schutzschicht (Oxid, Verzinkung) beschädigt werden. Dringt jetzt noch Wasser oder sogar Salzwasser zwischen beide Metalle beginnt unweigerlich ein Ionenaustausch zwischen Aluminium und verzinkter Schraube. Die Verzinkung wird abgetragen, die Eisenschraube oxidiert (rostet), wird dünner und bricht! Bei verchromten Schrauben oder Edelstahlschrauben dauert der Vorgang erheblich länger, aber er entsteht trotzdem!

Man kann dieses Problem mit mehreren Lösungen unterbinden:
- 1. Man isoliert die Schraube vom Aluminium mit einer Plastikunterlagsscheibe
- 2. Man isoliert die Aluschiene und das Loch mit einer Kugel Dekaseal und dreht die Schraube in die Dekasealkugel
- 3. Man verwendet länger lebende Edelstahlschrauben.

Ein Praxistipp: Unterscheiden kann man verzinkte Eisenschrauben und Edelstahlschrauben mit Hilfe eines Magneten. Eisenschrauben werden angezogen, Edelstahlschrauben nicht.
Ein zweiter Praxistipp: Edelstahlschrauben mit Linsenkopf, solche bräuchte man nämlich für Alu-Eckproile, sind in der entsprechenden Länge (ca. 30-35 x 2,5-3,0 mm) nur schwer in Baumärkten zu finden. Also rechtzeitig im Web bestellen.


Feuchtemessung im Wohnmobil

Ein heiß diskutiertes Thema ist die Feuchtigkeitsmessung an Dach, Seitenwänden und an der Bodenplatte des Wohnmobils. Das Messgerät dafür ist ein Feuchtigkeitsmesser.
Zuerst einmal: Billige Messgeräte zum Einstechen, um Bau- oder Kaminholz zu prüfen, taugen schlichtweg nichts, oder wollen Sie Löcher in Ihrer Innenwand? Eingesetzt werden können nur kapazitiv messende Systeme, und diese sollten dann auch eine abstehenden Messsonde und eine Anzeige-Hold-Funktion für die Messwerte haben.
Und als Zweites: Die Schwäche von allen Feuchtemessgeräten: Sie erkennen Feuchtigkeiten nur wenn diese auch vorhanden sind! Ist Wasser eingedrungen wird der Wandinnenaufbau feucht. Steht das Fahrzeug dann einen Monat in der Sonne trocknet Dach- und Wandaufbau durch die Sonneneinstrahlung und die Erwärmung auf bis zu 40°C auch rasch wieder aus. Das Feuchtemessgerät wird also nichts entdecken. 
Und Drittens: Die Messgeräte haben eine digitale Anzeige. Diese gibt aber nicht die Feuchte in % an sondern nur eine relative Zahl. Diese ist non Messgerät zu Messgerät unterschiedlich und hängt auch von umgebender Luftfeuchte und Feuchte auf der Außenhaut ab.
 
Aber jetzt zum Praktischen am Beispiel eines Voltcraft MF 100:
Da die Geräte kapazitiv die Leitfähigkeit der Wand bis in die Tiefe von ca. 20-40 mm erfassen, reagieren sie nicht nur auf Nässe in der Wand, sondern auch auf Elektroleitungen, Aluverstärkungen und anderen Metallteilen. Wände mit einer Alu-Innenverkleidung lassen sich somit überhaupt nicht überprüfen. 
Um wirklich aussagekräftige Messungen für die Zukunft zu erhalten sollte man folgendermaßen vorgehen:  Das Wohnmobil am Ende des Sommers richtig austrocknen lassen und dann an einem trockenen Tag die ersten Basismessungen vornehmen. Lesen Sie zuerst bitte die Bedienungsanleitung! Als erstes muss das Gerät auf die bestehende Umgebungsfeuchte kalibriert werden. Gute Geräte haben dazu eine Cal-Taste, das MF 100 z.B. die MEAS-Taste, die gedrückt werden muss. Nach dem Kalibriervorgang ist das Messgerät einsatzbereit. Die Anzeige ist in "Digit" und hat keinerlei Bezug zur Luftfeuchte oder anderen physikalischen Größen.

Und hier ein paar Verhaltensweisen aus meiner eigenen Erfahrung:
Wischen sie eventuell feuchte Oberflächen vorher trocken. Halten Sie das Messgerät am unteren Ende, feuchte Hände im oberen Bereich verfälschen das Messergebnis. Setzen Sie den Messkopf im 90° Winkel zur Fläche an. Fahren Sie langsam über die zu prüfende Fläche. Arbeiten Sie von der Mitte der Fläche aus zu den Kanten, Sie sehen dann besser eine eventuelle Erhöhung der Messwerte. Setzen Sie den Messkopf nicht direkt im 45° Winkel in den Ecken an, Sie messen sonst zwei Flächen gleichzeitig und verfälschen damit das Messergebnis.

Führen Sie jetzt die Referenzmessungen durch. Setzen Sie dazu den Messkopf rechtwinklig auf die Materialoberfläche in der Wandmitte. Sie erhalten hier kleinere Werte als wenn Sie in den Dach/Wand oder Wand/Wand Übergängen messen. In diesen Übergängen messen Sie ja tatsächlich zwei Flächen, also erhöht sich die Anzeige.
Wichtig sind die Messungen an den Übergängen von Dach auf die Seiten- und Heckwand. Genau so an allen Fensterunterkanten und an den Übergängen von Seiten- und Heckwand in die Bodenplatte. Ein weiterer Punkt sind die Durchschraubungen von Markise und Heckträger. Am Dach sind die Umrandungen von Heki und Dachfenstern sowie die Kabeldurchführungen von Sat-Antenne und Solar wichtig.

Der gemessene Feuchtegrad wird in einer Scala von 0-100 angezeigt und vom Messgerät den Kategorien "dry" (<30), "risk" (30-60), oder "wet" >60) zugeordnet. Die gemessenen Werte von jedem Punkt tragen Sie in eine Liste oder eine grobe Aufbauzeichnung ein. Ab jetzt können Sie an den aufgezeichneten Punkten Vergleichsmessungen vornehmen.
Lassen Sie sich aber von unterschiedlichen Werten nicht verunsichern. Beim MF100 sind alle Werte unter 30 absolut unbedenklich. Bei Werten über 50 sollten Sie einen Fachmann Ihres Vertrauens aufsuchen und die ca. 90 € für eine Aufbauüberprüfung (Eckleisten, Fender, Dachlukeneindichtungen, Heckleiter/Relingbefestigung) investieren.

Und Achtung: Die gemessenen Werte verschiedener Feuchtigkeitsmessgeräte oder an verschiedenen Wohnmobilen lassen sich nicht vergleichen und besitzen keinerlei Aussagekraft!

Außerdem sollte man folgendes wissen:
Bei Wohnmobilen mit einer Aluaußenhaut sind die gemessenen Werte höher als bei GfK.
Alte Hymer Modelle (vor 1990) besitzen ein Metallskelett, das dann "nass" anzeigt. Viele Hersteller habe in den Wänden zur Verstärkung Aluschienen eingelegt, die hier dann "risc oder nass" anzeigen. Auch in der Wand verlegte Elektrokabel können das Ergebnis nach oben verfälschen.
Aufbauten mit einer Alu-Innenbeplankung (Carthago) lassen sich überhaupt nicht messen!

Ich habe einmal an verschiedenen Wandausschnitten eigene Messungen durchgeführt. 
Die Messungen erfolgten mit einem MF-100, bei 20°C. und von der Wandinnenseite nach außen. Die Probeausschnitte waren trocken und wurden dann für 7 Tage vollständig in Wasser getaucht. Die Nassmessungen erfolgten nach drei bzw. sieben Tagen. Danach wurden die Probeausschnitte sieben Tage im Freien unter einem Dach getrocknet um dann die Restfeuchte zu messen. Das sollte simulieren, wie schnell die Materialien wieder trocknen, wenn man eine Wand oder ein Dach zur Trocknung öffnet.







Der folgenden Auflistung verschiedener Wandaufbauten können Sie die Trocken/Nasswerte entnehmen:

Feuchtemessung        
Material Trocken Nass, 3 Tage Nass,7 Tage Trocken, 14 Tage
Fichtenholz, 30 mm 12,6 30,9 42 19,3
Balsaholz, 12 mm 4,5 65 14
Sperrholz, 13 mm 15,9 44 42 9,7
Wand, Alu/Styropor/Holz, 30 mm 12,2 39 49 13,5
Wand, Alu/PU/Holz, 30 mm 9,9 42 36 11,7
Wand, Aluwabe/Styropor/Holz, 34 mm 14,5 23,3 29 14,2
Wand, Alu/Pu/Alu, 30 mm 52 k. Mess k. Mess k. Mess
Wand LLT, GfK/PU/Holz, 27 mm 6 28,7 41 6,9
Wand, Styropor/Holz, 28 mm 2,4 22 42 12,2


Und nun zu meiner Interpretation der Messergebnisse:

  • Alle, heute verwendeten, Wandmaterialien haben im trockenen Zustand einen Wert von 2-14. Nach 7 Tagen Wässerung steigt die Feuchte auf Werte von 30-50 an. Aber nach weiteren 7 Tagen Trocknung geht die Feuchte wieder zurück auf Werte von 7-19

  • Da die Messtiefe 30-40 mm beträgt, hat auch die Außenhaut einen Einfluss auf das Messergebnis. Man sieht das deutlich an den beiden GfK-Proben (2,5 und 6) gegenüber den Alu-Beplankungen (alles > 10).

  • Die unterschiedliche Luftfeuchte bei den Messungen fließt in die Messwerte ein. Das gleiche Material zeigt am 17.3.2015 einen Wert von 2,4 an und am 31.3 den von Wert 6,4.
    Das Messgerät kalibriert sich auf Grundlage der aktuellen Luftfeuchte.

  • Alle Wandproben hatten keinen Holzkern, trotzdem waren sie nach drei Tagen nass. Das Wasser war aber nicht im Styropor oder PU-Schaum, sondern hauptsächlich in der Holzinnenwand! Ich habe dazu eine nasse GfK-Probe einmal von außen (20) und dann von innen (39) gemessen.

Mit diesem Wissen können Sie die von vielen Herstellern jährlich vorgeschriebene Dichtigkeitsprüfung viel besser einschätzen.
Wenn Ihr Händler den trockenen Wagen zehn Minuten abspritzt um dann von innen die Wandfeuchtigkeit zu messen, ist dies ein recht sinnloses Unterfangen. Das Wasser hatte in den zehn Minuten keine Zeit, durch z.B. kleine Undichtheiten der Dachumlaufleiste in die Seitenwand zu fließen und sich in Styropor, PU-Schaum oder Holz festzusetzen, um dann von Ihnen gemessen werden zu können.
Der Händler kann Ihnen allerdings damit schlüssig zeigen, dass (in der Zeit) kein Wasser eingedrungen ist und Ihr Fahrzeug damit dicht ist.
Feuchtigkeitsmessungen ohne eine „diese Werte sind o.k." Aufzeichnungen machen allenfalls beim Gebrauchtwagenkauf einen Sinn, wo die Fahrzeuge meist längere Zeit im Freien stehen.

Stand 24.11.2023

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